Gleich mit einem Highlight begann der gestrige 21. Touristikertag in St. Gallen. Der Air Berlin Chef Joachim Hunold stand Beat Eichenberger, Chefredaktor von Travel Manager Red und Antwort. Pointiert und mit einigen spitzen Sticheleien gegen die Konkurrenz sorgte er für einen tollen Einstieg in einen durchaus gelungen Anlass. Aufgrund seiner vollgepackten Agenda und der knapp bemessenen Zeit zwischen An- und Abreise wurde sein Auftritt auf dem “Heissen Stuhl” vorgezogen. Nicht ganz klar war, ob die schnelle Abreise durch einen weiteren geschäftlichen Terminen oder doch eher einem Fastnachts-Anlass getrieben war :-).
Auch die weiteren Vorträge und Podiums-Diskussionen waren interessant gestaltet und, im Gegensatz zu früheren Austragungen, alle sehr gut moderiert. Nicht viel Neues zu erfahren gab es bei der Diskussion rund um die das Tarif-Undbundling und die Verrechnung der Kreditkartengebühren an den Endverbraucher. Gemäss Ruedi Schumacher habe die Swiss noch keine Pläne für eine Umsetzung und wolle sich auch gar nicht unbedingt in diese Richtung bewegen. Aber wenn es der Kunde wünsche, und es andere Airlines anbieten, dann könne sich auch die Swiss dem Druck nicht entziehen. Matthias Huwiler von Flex Travel machte klar, dass die zusätzliche Komplexität durch das “ä-la-carte” Pricing der Airlines zu massiv höheren Kosten bei Consolidator und Reisebüro führen werde, wenn keine durchgängige Automatisierung gewährleistet sei. Und wer kommt dann für die Kosten auf? Eine Frage, die im Raum stehen blieb. Auf Kreditkarten-Seite sei man, gemäss Willy Schnyder von AirPlus, für die kaum vermeidbaren Umstellungen gerüstet. Mit dem Hinweis, dass die Airlines durch das Unbundling im vergangenen Jahr rund 50 Billionen Zusatzeinnahmen generiert hätten, hat er sich zwar um einige Nullen vertan, aber trotzdem wurden natürlich neue Einnahmequellen erschlossen. Der grösste Teil der Einnahmen sind allerding nicht neu, sondern wurden vorher einfach im Rahmen des Ticketpreises einkassiert. Vermisst habe ich in dieser Runde Vertreter der GDSs und der grossen TMCs. Gerade in diesen Reihen werden die Veränderungen die grössten Anpassungen nötig machen. Hier warten noch einige ernstzunehmende Herausforderungen auf die Branche.
Mit viel Witz und einigen Seitenhieben auf die hiesige Konkurrenz führte Peter Fankhauser (übrigens einer meiner früheren Chefs) durch die Themen, mit denen sich Thomas Cook in Deutschland und dem übrigen Europa beschäftigt und erklärte gleichzeitig die Gründe für den noch zurückhaltenden Auftritt in der Schweiz. Solange seine Marketing-Abteilung Bilder des Matterhorns für die Bewerbung von Ferien in Österreich verwende, sei man einfach nicht bereit für den grossen Einstieg im helvetischen Markt. Im Anschluss diskutierte Peter Fankhauser dann mit Thomas Stirnimann, Martin Wittwer und Stefan Leser über die “Businessmodelle im Reisegeschäft” und den “Sonderfall Schweiz”. Unterschiede zum grossen Nachbarn in Deutschland und die verschiedenen Strategien im Einkauf wurden hier ganz gut aufgezeigt und in verständlichen Häppchen dem Publikum serviert.
Eine hervorragend Plattform zum “netzwerken” und zu interessanten Gesprächen bot der anschliessend offerierte Apéro und die Verleihung des Awards für die “Travel Manager Personality of the Year”. Ausgezeichnet mit dem diesjährigen Preis wurde André Lüthi, der CEO von Globetrotter. Herzliche Gratulation vom TravelBrain-Team.
Etwas mühsam war dann die Heimfahrt von St. Gallen nach Zürich. Nach einem Unfall in der Region Winterthur wurde die Autobahn für rund zwei Stunden gesperrt und es bildete sich ein langer Rückstau. Etwas ärgerlich zwar, aber sicher kein Grund, nicht auch im nächsten Jahr wieder nach St. Gallen zu fahren. Schon die guten Gespräche in den Pausen und beim Apéro sind es wert. Stimmt dann auch noch die Qualität der Referenten und Themen, lohnt es sich umso mehr.
Adrian Matt für TravelBrain