Am Donnerstag Abend fand im a-ja Zürich City Resort die erste Travel Start-up Night statt. Auch wenn die Schweizer Ausführung des Travel Industry Club (TIC) und Verband Internet Reisevertrieb (VIR) Events von Kuoni Business Travel mitorganisiert worden ist, war das Thema “Geschäftsreisen” nur am Rande präsent. Vielmehr haben sich Start-ups aus den verschiedensten Bereichen der Touristik, Hotellerie und Gastronomie präsentiert. Eine durchaus spannende Veranstaltung mit einem etwas anderen Fokus.
Ab 18.00 h wurden die Teilnehmenden und die Kolleginnen und Kollegen der präsentierenden Startups in der Lounge des a-ja City Resorts von den Organisatoren in Empfang genommen. Da der neue Kuoni Business Travel Schweiz Chef Andreas Schneider im Ausland unterwegs ist, übernahm die Rolle des Gastgebers der Sales Chef Mirko Schemmel.
Bis zum offiziellen Beginn der Veranstaltung gab es schon mal genügend Zeit um sich mit dem einen oder anderen Kandidaten für die Pitches zu unterhalten. Schön war, dass unter den Teilnehmern auch noch einige “alte” Kolleginen und Kollegen aus früheren Zeiten mit dabei waren. Zudem waren auch einige bekannte Gesichter von Sabre und Amadeus mit dabei.
Einige Worte zur Begrüssung richteten dann die Mitglieder der TIC- und VIR-Vorstände, Tom Fecke von Sabre, Tobias Klöpf und Jörg Möller von Wirecard an die Anwesenden.. Dann stellte Mirko Schemmel auch Kuoni Business Travel noch einmal kurz vor bevor das Mikrofon an Jannika Göbel übergeben wurde, die im Anschluss wortgewandt in Deutsch und Englisch durch die Veranstaltung führte.
Die Elevator Pitches
Jedes, der aus den Bewerbungen ausgewählte Startup hatte genau 7 Minuten Zeit um das eigene Unternehmen, Visionen und die angestrebten Ziele vorzustellen. Im Anschluss gab es knapp 3 Minuten Zeit für einige kritische Fragen aus dem Publikum.
1. KITRO – Food Waste Management für Hotels & Restaurants
Als Erste wurde Naomi MacKenzie auf die Bühne gebeten um etwas über KITRO zu erzählen. Im Höchsttempo erklärte sie den Anwesenden, wie KITRO Hotels, Restaurants und Kantinen bei der Reduktion und Vermeidung von Lebensmittelabfällen zu unterstützen. Das geschieht durch die vollautomatisierte Messung des Abfalls in den verwendeten Behältnissen. Die Messresultate werden laufend in Dashboards dargestellt und helfen den Nutzern die Planung zu optimieren. Das Unternehmen wird bereits relativ breit von Investoren unterstützt und arbeitet an der internationalen Expansion.
2. MyHotelStats – Datenanalyse für die Hotellerie
Als Nächster wurde Christopher Meignier, der Co-Founder von MyHotelStats auf die Bühne gebeten. Er zeigte den Zuschauern, wie mit seiner Lösung die Verkaufs- und Belegungsdaten mit Informationen aus Restaurants, Bars, dem SPA und Hotelshops zusammengeführt werden sollen. Zudem sollen Benchmarks von Konkurrenzunternehmen und Social Media Informationen von Kunden verfügbar gemacht werden. Aus diesem grossen Fundus an Daten soll jeder Mitarbeitende im Hotel, die für ihn passenden Dashboards und Reports zusammenstellen können. Und das auch ohne technische Kenntnisse. Mehr Daten, mehr Zusammenhänge erkennen – bessere Entscheidungen treffen. Oliver Käsermann, bei Amadeus unter anderem für die Sichtung von vielversprechenden Startups verantwortlich, gab Christopher gleich noch den passenden Slogan für zukünftige Präsentationen mit auf den Weg: “make every employee a data scientist”!
3. reisetopia – günstig reisen, luxuriös geniessen
Denn sie wissen nicht was sie tun! Das trifft bestimmt nicht auf das Studententeam zu, dass sich gerade mit reisetopia am Markt etabliert. Hier werden die eigenen Erfahrungen im Suchen, Finden und Nutzen der besten Strategien für das Meilen- und Punktesammeln mit dem interessierten Publikum geteilt. Fliegen in Business- oder Firstclass und das Übernachten in Luxushotels soll damit für jedermann ermöglicht werden. Alexander Müller erklärte dem Publikum, wie sich das Start-up über Affiliate-Deals finanziert und damit im letzten Jahr bereits Erträge von € 450 K generieren konnte.
4. The Trip Boutique – Ihr virtueller Assistent
Unter dem Motto “we do the planning – you live the experience” verspricht The Trip Boutique kuratierte Inhalte und Erlebnisse für den nächsten City Trip. Dazu gehören gemäss Ausführungen von Fernanda Barrence Mutz Hotels, Restaurants, Stadtrundfahrten, Museumsbesuche und noch einiges mehr. Die Vorschläge basieren auf einem vom Nutzer angelegten Profil mit den entsprechenden Vorlieben. Gebucht wird aktuell noch über Affiliate Links. Hier sind allerdings weitere Schritte geplant um auch eigenen Content anzubieten und vor allem auch den Zahlungsvorgang über die eigene Plattform zu leiten. Aus meiner Sicht ein spannender Ansatz – der allerdings dann an Grenzen stösst, wenn mehrere Reisende mit unterschiedlichen Profilen eine Reise planen.
5. Yoordi – Scannen – bestellen – bezahlen
Den Abschluss der spannenden Pitches machte Jörg Wasmeier von Yoordi. Das kleine Unternehmen nimmt sich einem Problem oder gar Aergernis in der Gastronomie an, das oft einen negativen letzten Eindruck hinterlässt – der Zahlungsvorgang. Auch wenn das hier etwas zu kurz gegriffen ist. Eigentlich deckt Yoordi den ganzen Prozess von der Auswahl der Menüs, über den Bestellvorgang bis hin zur Zahlung ab. Und das alles, ohne die Notwendigkeit eines App-Downloads für den Kunden. Mit dem Scannen eines QR-Codes verbindet sich der Gast mit dem “Tisch-Account” und kann im Anschluss Bestellen, Nachbestellen, eine Rechnung teilweise oder komplett bezahlen. Und erhält danach auch die entsprechende elektronische Abrechnung direkt auf das Gerät und die Inbox. Noch wird bei Yoordi auf kleiner Flamme gekocht – das Potenial ist aber riesig und eine Optimierung des aktuellen Prozesses garantiert.
Weitere Kurzvorstellungen
Im Anschluss an die “offiziellen” Pitches erhielt auch weitere anwesende Vertreter von Start-ups noch die Gelegenheit Ihre Firmen ganz kurz vorzustellen. Genutzt haben diese Möglichkeit
- Andrea Caspani von My-Mountains.com
- Sebastien Flury von Planify
- Dirk Haro von hocaboo
Ebenfalls spannende Konzepte, die man sich bei Gelegenheit einmal etwas detaillierter anschauen sollte.
Wer sich noch weitere interessante Travel Start-ups zu Gemüte führen möchte, findet eine Übersicht der Teilnehmer am VIR Innovationswettbewerb “Sprungbrett” auf der FVW-Seite der Touristik-Player von Morgen.
and the winner is…..
Alle Anwesenden wurden nach den Präsentationen gebeten, für Ihren Favoriten des Abends abzustimmen. Während die Organisatoren die Stimmen bzw. die abgegebenen Tokens auszählten, wurde bereits intensiv über das Gesehene und Gehörte diskutiert und das Gespräch mit den Vortragenden gesucht.
Als Gewinner und damit Teilnehmer an der Endrunde der TIC/VIR Startup Nights in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz wurde KITRO gewählt. Auf den zweiten Platz schaffte es reisetopia. Die Preise und Urkunden wurden von Tom Fecke und Jörg Möller überreicht.
TravelBrain Fazit
Ein Anlass, den es bisher in dieser Art in der Schweiz noch nicht gegeben hat. Natürlich werden auch am World Tourism Forum in Luzern und auch am Swiss Travel Management Forum immer wieder Start-ups präsentiert, aber der Fokus und die Einbindung in eine Reihe von ähnlichen Anlässen über die Landesgrenzen ist sicher spannend.
Schade, dass sich der Publikumszuspruch noch in Grenzen gehalten hat. Ich hätte erwartet, dass sich mehr Vertreter aus der Branche für zukünftige Entwicklungen interessieren. Auch der eine oder andere potentielle Investor hätte sich blicken lassen dürfen.
Aber, es war die erste Durchführung in der Schweiz und die Organisatoren vielleicht auch noch nicht überall gleich bekannt. Die Vermarktung des Anlasses kann dabei sicher auch noch optimiert werden. Und vielleicht macht es auch Sinn, den einen oder anderen weiteren lokalen Partner mit ins Boot zu holen.
Adrian Matt für travelBrain