Steigende Flugkosten, Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz – Travel Manager sind gefordert
Die Geschäftsreisenbranche beschäftigt sich aktuell mit unglaublich vielen Themen, welche die Prozesse in den Büros aber auch die Zusammenarbeit mit den Firmenkunden beeinflussen oder gar auf den Kopf stellen. Einmal mehr hat es Daniel Wittwer mit seinem Team geschafft, einige ganz wichtige dieser Themen herauszupicken und ein spannendes Programm für den diesjährigen Finass Business Travel Workshop im SIX Covention Point in Zürich zusammenzustellen. Bei der Gestaltung des Contents durften wir als TravelBrain unterstützen und eine der Sessions auch gleich selber gestalten.
Kurz nach 14.00 h begrüsste Daniel Wittwer die Anwesenden Kunden, Sponsoren, Partner und Referenten und zeigte den Programmablauf für die folgenden drei Stunden auch. Auch seinen Co-Organisator und Stellvertreter Marc Brunner und die weiteren anwesenden Mitarbeitenden und Geschäftsleitungsmitglieder von Finass Reisen stellte er kurz vor. Er wünschte allen einen spannenden und unterhaltsamen Nachmittag. Für das Einführungsreferat gab er das Mikrofon dann weiter an Marco Ziegler.
Darf und soll zukünftig noch geflogen werden? Die Frage stellen sich seit einigen Jahren nicht nur Private vor der Buchung Ihrer Ferien sondern auch die Travel Manager und Geschäftsleitungen rund um den Globus.
Dieser Frage nahm sich auch Marco Ziegler, Senior Partner bei McKinsey & Company in Zürich an. Die Herausforderungen bis zur fast vollständigen Vermeidung von Emissionen im Flugverkehr seien gross, aber die Airlines und die Industrie arbeiten mit Hochdruck an entsprechenden Lösungen. Nicht zuletzt auch aufgrund von Vorgaben und Regeln der EU und den einzelnen Ländern. Die EU-Regeln sehen vor, dass ab 2025 mindestens 2% des Treibstoffs für Flüge von EU-Flughäfen aus SAF bestehen sollen. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 5% steigen.
Sustainable Aviation Fuel (SAF) ist ein alternativer Treibstoff, der aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt wird und dazu beitragen kann, die Kohlenstoffemissionen der Luftfahrtindustrie zu reduzieren. SAF kann aus verschiedenen Rohstoffen wie Pflanzenöl, tierischen Abfällen und landwirtschaftlichen Abfällen hergestellt werden. Im Vergleich zu herkömmlichem Flugbenzin kann SAF die Kohlenstoffemissionen um bis zu 80% reduzieren.
Die Verfügbarkeit von SAF ist jedoch begrenzt und der Preis ist aktuell noch bis zu vier Mal höher als der von herkömmlichem Flugbenzin. Die Luftfahrtindustrie arbeitet jedoch daran, die Produktion von SAF zu erhöhen und die Kosten zu senken. Einige Fluggesellschaften haben bereits begonnen, SAF in ihre Flotten aufzunehmen.
Es gibt auch andere alternative Treibstoffe wie Wasserstoff und Elektrizität, die in Zukunft möglicherweise eine größere Rolle in der Luftfahrtindustrie spielen werden. Die Entwicklung dieser Technologien steht jedoch noch am Anfang und es wird einige Zeit dauern, bis sie weit verbreitet sind.
Marco Ziegler zeigte anhand von vielen eindrücklichen Grafiken und Charts, dass im Flugverkehr vor allem die Langstreckenflüge mit extrem hohen Emissionen zu den Klimakillern gehören. Kurzstreckenflüge würden dabei nur wenig ins Gewicht fallen. Das bedeute, dass auch die Elektrifizierung von Klein- und Mittelstreckenfliegern nur kleine Beiträge zur Verbesserung beitragen. Umso wichtiger sei es, die Produktion von SAF und alternativen Treibstoffen mit aller Kraft voranzutreiben.
Flugscham muss also nicht sein – aber Firmen und Private sollen Initiativen unterstützen, die den Flugbetrieb möglichst bald möglichst grün machen werden.
Als Moderator einer Podiumsdiskussion durfte ich im Anschluss mit Gregor Koncilja, Head Account Management und Mitglied des Sustainability Competence Centers der Fluggesellschaft Swiss, und Sandro Montebove, langjähriger Travel Manager Europe der Credit Suisse, in einem spannenden Diskurs über die rasant steigenden Flugpreise und die Möglichkeiten, damit effizient umzugehen, diskutieren.
Wir befinden uns in einem Zeitraum unerwartet hoher Preissteigerungen im Reisebereich. Dabei gab es in den Jahren 2022 und 2023 nahezu unvorhersehbare Preissteigerungen bei Flügen, Hotels und Mietwagen. Wo für eine Europastrecke bis zu Corona zwischen 100 und 150 Franken bezahlt wurden, muss heute oft mindestens das doppelte hingelegt werden. Laut Global Business Travel Association (GBTA) stiegen die Preise im internationalen Vergleich zu 2019 um 12%, für Abflüge aus Europa sogar um 28%.
Gregor Koncilja fasst einige der Gründe für die aktuell hohen Preise zusammen. Die Nachfrage nach Flugplätzen ist enorm gestiegen, das Angebot hingegen kommt kaum hinterher. Noch sind nicht alle Flieger wieder im Einsatz, die während der Pandemie stillgelegt worden sind. Faktoren wie Treibstoffkosten, saisonale Variationen und Wettbewerb beeinflussen die Preisgestaltung. Die Einführung des Green-Tarifs von Swiss, welcher die CO2-Kompensation bzw. den Kauf von nachhaltigem Treibstoff beinhaltet verteuert das Reisen nochmals um 10 – 20%. Trotzdem werden diese Tarife scheinbar schon ganz gut gebucht. Neben den Green Fares gäbe es aber für Unternehmen auch verschiedene andere Optionen, wie den Kauf von grösseren Mengen von Sustainable Aviation Fuel (SAF) bei den Airlines oder aber auch bei Finass Reisen.
Sandro Montebove berichtete, dass die unerwartet hohen Preise die Budgetierung und Reisepläne von Grossunternehmen stark beeinflusst haben. An erster Stelle stünde bei vielen Unternehmen die Vermeidung von nicht zwingend notwendigen Reisen und der Ersatz durch virtuelle Meetings. Während den Firmen die Verfügbarkeit von Sonderangeboten, die Nutzung von Bonusprogrammen wie dem Partner Plus Benefit Programm der LH-Gruppe, oder der Abschluss spezieller Vereinbarungen für oft beflogene Strecken als Optionen zur Kostenreduktion zur Verfügung stehen, bildet die Nutzung von Online Booking Engines (OBEs) eine weitere Möglichkeit. Durch Selbstbuchung der Reisen durch Reisende oder Teamassistenzen, kommen Unternehmen in den Genuss von reduzierten Gebühren. Zudem kann eine Optimierung der Prozesse rund um die Reise und das Spesenmanagement im Unternehmen zu einer weiteren Reduzierung der indirekten Kosten beitragen. Neben den erwähnten Möglichkeiten kommen dann auch noch eine Echtzeitkontrolle der Reisebudgets und teilweise komplexe Reiseantragsprozesse hinzu.
Abschliessend nutzte ich die Gelegenheit, Gregor Koncilja über aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Flugindustrie zu befragen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Investitionen und Innovationen in der Branche (u.a. neue Flugzeuge mit weniger Treibstoff-Verbrauch) dazu beitragen könnten, das Preisgefüge zu stabilisieren und möglicherweise sogar zu senken, obwohl der Trend im Moment noch in die andere Richtung zeigt.
Und Sandro Montebove meinte, dass es durchaus möglich sei, mit den erwähnten Methoden, die Reisekosten unter Kontrolle zu halten. Zum Schluss merkte er noch an, dass aus ökonomischer und ökologischer Sicht das Zusammenlegen von Terminen bei der Reiseplanung ebenfalls einen durchaus positiven Effekt habe.
Eine positive Nachricht für die Anwesenden gab es auch noch. Im 2. Halbjahr 2023 sind Preissteigerungen von nur noch 2,3% und 2024 um weitere 1,8% prognostiziert. Und selber habe ich gerade für den November einen Flug nach Hamburg zum Green Tarif für knapp CHF 200 gebucht!
Nachdem ich den beiden Gesprächsteilnehmern für den interessanten Austausch gedankt hatte, durfte ich das Mikrofon weitergeben an Marc Brunner, der die Anwesenden zur Pause und zum Besuch der Travel Expo einlud.
Ob ChatGPT und Co. die Geschäftsreise verändern werden, das steht ausser Frage. Viel mehr wird die künstliche Intelligenz (KI) die meisten Bereiche unseres Lebens beeinflussen. Die Digitalexpertin und Innosuisse-Coach Sanja Hauser zeigte dem Publikum, was denn überhaupt unter KI zu verstehen sei und welche Ausprägungen davon aktuell existieren. Von der auf eine Aufgabe trainierte KI über die allgemeine KI hin bis zur künstlichen Superintelligenz, die die menschliche Intelligenz in allen Bereich übertreffen wird.
Anhand eines Beispiels einer zukünftigen Geschäftsreise zeigte Sanja Hauser auf, wo eine virtuelle, auf KI basierte Assistenz bei der Organisation unterstützen oder diese gar selbständig vornehmen kann. Angefangen bei der Planung der Reise, zur Buchung der bestmöglichen Flug- und Unterkunft und Transportleistungen zur Firmenrate ist alles innert Sekunden erledigt. Auch die Kommunikation mit dem Geschäftspartner (oder dessen KI) zur Vorbereitung eines Meetings an der Zieldestination, Erstellen der Meeting Agenda, Reservierung der Lokalität und Vorbestellung der Verpflegung wird auf Basis von früherem Verhalten oder Vorgaben des Nutzers erledigt.
Auch wenn vieles noch futuristisch anmutet, so ist aktuell gerade Microsoft in Zusammenarbeit mit Amadeus und cytric Travel easy daran, die ersten Bestandteile dieser Fiktion zu entwickeln.
Die Anwesenden sollen sich aber selber mit den Möglichkeiten der KI auseinandersetzen und prüfen, wo bereits jetzt mit Hilfe von ChatGPT, Bard und Bing Aufgaben automatisiert werden können.
Dem gemütlich wirkenden Berner 2-Meter Mann würde man auf den ersten Blick vieles zutrauen – aber nicht unbedingt Sprünge aus Flugzeugen und Heissluftballons und Geschwindigkeitsrekorde. Aber genau das macht der Unternehmer Marc Hauser trotz Höhenangst und erzielt dabei sogar Weltrekorde. Bei einem Fallschirmsprung in Spanien erreichte er 2012 eine Geschwindigkeit von 304 Kilometern pro Stunde.
Nachdem ihm in den Folgejahren der Rekord von Springern in Wingsuits wieder entrissen wurde, war er auf der Suche nach noch mehr Speed auf die Idee gekommen, aus einem Ballon über Australien in den 140 km schnellen Jet Stream Wind zu springen. Ein gewagtes Experiment, welches auch beinahe schief gegangen ist. Kurz vor der geplanten Flughöhe versagte die Sauerstoffversorgung und als ob nicht schlimm genug, stiegen auf fast 8000 Metern Höhe auch noch alle Brenner des Ballons aus. Hauser sprang, im Wissen, dass die Lage für seine Kollegen im Ballon äusserst kritisch war. Erst nach der Landung dann die Meldung, dass auch die Kollegen es geschafft hatten.
Mit seinem Experiment wollte Hauser auch auf das Energiepotential der Höhenwinde aufmerksam machen. Sollte die Menschheit in der Lage sein, die Energie der Winde anzuzapfen, würden 1 – 2% genügen, um unsere Energieprobleme zu lösen.
Hauser präsentierte auf witzige und pointierte Art und zog die Anwesenden ab der ersten Minute in seinen Bann. Mit einem Hinweis auf persönliche Ziele, die nicht realistisch sondern teilweise utopisch sein sollen um zu bewegen und dem gemeinsamen in die Luft blasen von Goldplättchen schloss er seinen Beitrag. Und holte sich seine wohlverdiente «Standing Ovation ab.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde den Anwesenden im Rahmen eines Apéro Riche, der von der Lufthansa Group, United und Air Canada offeriert war, die Möglichkeit geboten, das Gesehene und Gehörte noch weiter auszuführen. Alle Referenten und Diskussionsteilnehmer standen dabei auch gerne für weitere Fragen und Rückmeldungen zur Verfügung.
Das von Daniel Wittwer und Marc Brunner zusammengestellte Programm für den Anlass hat wieder einmal die hohen Erwartungen erfüllt. Schön, durften wir auch mit TravelBrain ein bisschen dazu beitragen.
Noch mehr Informationen zum Anlass und die Präsentationen, falls von den Referenten zur Verfügung gestellt, findet Ihr auf der Seite von Finass zum Business Travel Workshop 2023.
Wer sich das Datum schon vormerken will, der Finass Business Travel Workshop 2024 findet am 29. Oktober 2024 statt.
Adrian Matt für TravelBrain
Eure Workshops bieten immer wertvolle Einblicke und Inspiration, und ich freue mich schon sehr auf diesen besonderen Event. Reisen ist heute wichtiger denn je, und ich bin sicher, dass der Workshop viele wertvolle Erkenntnisse bringen wird.
Nochmals vielen Dank, dass ihr euch für die Förderung eines bewussteren Geschäftsreisens einsetzt!
Vielen Dank für Dein positives Feedback zum Anlass. Es freut uns natürlich, wenn die Themen gefallen und zu neuen Erkenntnissen verhelfen.