Haben die Travel Management Companies bei der Buchung von Hotelzimmern noch ein Wort mitzureden? Oder ist dieses Segment bei den Geschäftsreisen schon mehrheitlich an die Online Portale verloren?
Wenn man dem Artikel von Urs Hirt im aktuellen Business Traveltip glaubt, dann haben die TMCs und Reisebüros einen schwierigen Stand. Immer mehr Firmen setzen gemäss dem Artikel auf das Angebot von HRS, eHotel, Hotel.de und weiteren Hotelportalen und buchen Hotels direkt online. Dabei wird von den Anbietern, wie bei den TMCs, mit Firmenraten für alle, Last Room Availability, tagesaktuellen Raten und Best Price Guarantee geworben. Zudem sollen auch die direkt verhandelten Raten der Firmen in den Portalen abgebildet werden können.
Peter Schmid von BrainNet meint dazu im Artikel etwas provokativ:
“Die Bedeutung solcher Portale nimmt laufend zu. Wir haben schon einigen Kunden bei der Implementierung geholfen. Professionell ausgerichtete Firmen buchen Hotels nur noch über ein Online Portal.”
Die Abwanderung ist eine Tatsache. In einigen Märkten geschieht das etwas schneller in anderen dauert es etwas länger. Einige meiner Kontakte aus dem operativen Management der TMCs werden mir im Anschluss an diesen Post ausführlich erzählen, warum das keinen Sinn macht und, dass es die eigenen Kunden eher nicht betreffe. Argumente dafür werden unter anderen die folgenden sein:
Reisepläne / Reiseplandienste
Die Kunden möchten alle Informationen zur gebuchten Reise in einem einzigen Reiseplan und möchten nicht separate Bestätigungen / Emails für jede gebuchte Leistung mit sich führen. Wenn der Agent nicht mehr wisse, was alles gebucht sei, könne auch keine umfassende Betreuung stattfinden.
Risk Managementment / Traveler Tracking
Wenn nicht alle Leistungen über die TMCs gebucht werden, ist es im Krisenfall unmöglich, den Reisenden über die Tracking-Tools der TMCs zu lokalisieren und mit ihm in Kontakt zu treten. Zudem verliert der Travel Manager die Möglichkeit sich jederzeit eine Übersicht über die Aufenthaltsorte seiner Reisenden zu verschaffen.
TravelBrain: Die Applikationen von ISOS, Control Risk, Traxess und anderen sind heute alle in der Lage, bei Bedarf auch weitere Daten-Quellen anzuschliessen und beschränken sich nicht mehr nur auf PNR-Informationen. Einige der Hotelportale verfügen bereits über entsprechende Exportschnittstellen und stellen die Daten zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. Die Herausforderung besteht hier noch darin, die Daten die zur gleichen Reise gehören, korrekt zusammenzufügen.
Reporting
Die ausgefeilten und bewährten Tools der TMCs für Pre- und Post-Reporting können damit nicht mehr in vollem Ausmass genutzt werden. Der Travel Manager verliert die Uebersicht über die gebuchten Leistungen und ist damit nicht mehr in der Lage, die Auswertungen für die Verhandlung mit den den Hotels und eine Optimierung des Einkaufs zu nutzen.
Wie schaffen es die TMCs sich hier in Zukunft noch einen Teil des Umsatz- und Kommissionskuchen zu sichern? Hat man sich bei HRG, BCD, CWT, FCm, LCC und American Express und Co. bereits mit dem Komplettverlust abgefunden? Bieten allenfalls die Applikationen Rooms & More von Travelport und das Amadeus Hotel Optimisation Package mit der Zusammenführung von diversen Betten-Banken die Grundlage für einen Befreiungsschlag der Reisebüros? Aber vielleicht konzentriert man sich zukünftig auch nur noch darauf, den Kunden wie bei den Online Booking Engines, bei der Wahl des richtigen Partners zu beraten und bei der Implementierung zu unterstützen!
Sollte dies nicht der Fall sein, gilt es nun, den Fokus auf das Hotelsegment zu legen und die Corporates von den Vorteilen einer Hotelbuchung zu überzeugen. Und dies muss bald und sehr aktiv geschehen – denn die Vertreter der Hotelportale sind unterwegs und klopfen jeden Tag an die Türen der TMC-Kunden.
Was ist Eure Meinung zu diesem Thema? Vergessen – Verspielt – Verloren? Oder nur vorübergehend etwas abgerutscht? Freue mich über Feedback und Kommentare.
Adrian Matt für TravelBrain
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Das Argument der TMC’s Hotels aus Riskmanagement- Gründen bei ihnen zu buchen ist eine Idealvorstellung. Die Realität in Unternehmen ist aber wesentlich komplexer sowie die Gründe für die Direktbuchung. Anscheinend sind Hotelportale besser in der Lage auf diese Komplexität eingehen zu können. Aus meiner Sicht eine Frage der Kernkompetenz. Als Entwickler und Betreiber von Travel Security Management Systemen (vormals Travller Tracking) können wir bestätigen das keiner unserer Kunden zu hundert Prozent Hotels über TMC’s bucht. Schnittstellen können selbstversändlich angebunden werden. Aber die Unternehmenssicherheit hat sich mittlerweile ebenfalls weiterentwickelt. Die Kenntnis um den genauen Hotelaufenthalt ist für das Notfallmanagement zwar interessant aber nicht unbedingt erforderlich. Zu wissen in welchem Land/Stadt sich ein Reisender befindet reicht meist aus. Im Notfall muss der Reisende sowieso kontaktiert werden. Denn er befindet sich ja nicht ununterbrochen in dem gebuchten Hotel. Der Kontakt erfolgt entweder telefonisch oder neu auch mithilfe von Mobilapplikationen. Daraus folgt entweder eine Verbale Standortbestimmung oder eine Ortung per GPS, je nach Situation und technischen Möglichkeiten. Erst daraufhin können Notfallmassnahmen geplant oder eingeleitet werden. Eine Makrosicht auf Hotelbuchungen über TMC’s, rein auf Verkaufsargumenten gestützt sind für einen Security Manager somit nicht ausreichend. Modernes Travel Security Management ist somit ebenfalls komplexer und individueller als das TMC’s hier eine Patentlösung liefern könnten. Gerade deshalb beauftragen Unternehmen mit einer professionellen Reisesicherheitsabteilung Firmen wie ISOS, traXess oder andere Spezialisten.
Michael Fickenscher
Travel Security Specialist
traXess AG