Bereits zum zehnten Mal wurde am vergangenen Dienstag das diesjährige Swiss Travel Management Forum im Dorint Airport Hotel in Zürich durchgeführt. Auch bei der Jubiläumsveranstaltung war TravelBrain wieder als Content Partner mit dabei und hat zusammen mit dem Team der Fachzeitschrift Business Traveltip um Beat Eichenberger und Stefan Jäggi und dem VDR die Themenauswahl erarbeitet. Mit über 100 Geschäftsreisen-Profis und einer erfreulich hohen Anzahl an Travel Managern darf der Anlass als Erfolg gewertet werden.
Auswirkungen der neuen Technologien auf die Geschäftsreisen-Branche
Trotz dem unglücklicherweise gleichentags stattfindenden Finass Business Travel Workshop war das 10. Swiss Travel Management Forum in Zürich hervorragend besucht. Und mit einem Anteil von über 25% bei den Travel Managern stimmte auch der, an solchen Anlässen immer wieder bemängelte Mix zwischen Dienstleistern und Kunden. Guten Zuspruch fand auch die Einladung zum vorgängigen Corporate-Only Business Lunch mit Guest Speaker Markus Huber (ex-BTA) . Ganz unter sich hatten die Travel Manager schon vor dem offiziellen Start des Anlasses, sich zu den Themen auszutauschen.
Den offiziellen Teil der Veranstaltung eröffneten dann Beat Eichenberger als Tagungsmoderator mit der Begrüssung der Teilnehmer, einem Rückblick auf die vergangenen Austragungen und einem kurzen Ausblick auf die Agenda des Nachmiitags. Hans-Ingo Biehl als Präsident des Patronatspartners VDR liess den Blick ebenfalls kurz zurückschweifen auf die vielen Themen der letzten 9 Jahre STMF. Sein Dank galt vor allem Beat Eichenberger und seinem Team, die den Anlass zusammen mit dem VDR aus der Taufe gehoben haben. Nur mit Team-Arbeit seien Konzepte langfristig erfolgreich. Gerade diese Zusammenarbeit mit dem Reisevertrieb und den Kunden lasse die Lufthansa-Gruppe zur Zeit vermissen. Mit diesem Seitenhieb wünschte er den Anwesenden einen interessanten und lehrreichen Anlass.
Treiber Technologie – so verändert IT den Airline-Vertrieb
Mit Patrick Naef, einem Schweizer, der als IT Chef in den Diensten von Emirates Airlines steht, konnte ein absoluter Top-Shot für das Eröffnungsreferat gewonnen werden. In seinem temporeichen und spannenden Speech entführte Naef die Zuhörer in die faszinierende Welt des Emirates / Dnata Konzerns. Wenn andere Airlines ein Jahres-Budget für 4 neue Flieger haben, übernimmt Emirates gerade 4 neue Airbus A-380 an einem einzigen Tag in den Flugbetrieb. Während andere Airlines die IT oursourcen beschäftigt Emirates über 2500 Informatiker. Andere Dimensionen.
Und damit spielt dann eben Emirates nicht einfach so im Konzert mit, sondern will bei den Entwicklungen der zukünftigen Technologien in der Distribution selbst den Ton angeben. Zu diesem Zweck. Zu diesem Zweck werden neben den eigenen Entwicklern auch im Rahmen von Emirates Hackathons neue Ideen entwickelt und wenn sinnvoll und erfolgversprechend auch umgesetzt. In der Branche führen unter anderem auch Sabre oder Tnooz immer wieder solche Anlässe mit attraktiven Gewinnmöglichkeiten durch.
Von BYOD zu BYOT
Der Grossteil der Anwesenden ist in den eigenen Firmen noch mit dem Thema “Bring your own Device” beschäftigt. Und da erzählt uns Patrick Naef, dass wir gerade auf dem Sprung zu “Bring your own Technology” stehen. Warum sollen Mitarbeiter noch relativ langsame Firmen WLANs nutzen, wenn das eigene Handy eine schnellere Verfügung ins Internet erlaubt. Kollegen, die privat oder geschäftlich schon Tools wie Slack, Wrike, Podio oder anderen coolen Apps effizient gearbeitet haben, wollen nicht plötzlich in Sharepoint- und Lotus Notes-Korsette gewzängt werden. Warum also nicht die Mitarbeitenden, die Tools of Choice gewinnbringend für die Firma einsetzen. Ein bisschen wie Open Booking, oder? Und jetzt nicht gleich die Hände verwerfen. Nicht alle von uns werden das noch miterleben.
Emirates und Patrick Naef mit seinem Team sind auf jeden Fall an vorderster Front bei der Umgestaltung der Airline Distribution mit dabei.
Airline Kreativität vs. Business Travel Prozesse
Nachdem sich die “Mobile”-Themen so langsam in die übrigen Themenbereiche verflüchtigt haben, durfte ich mich diesem Jahr ein Airline-Thema moderieren. Die Kreativität, welche die Airlines und nicht zuletzt die Lufthansa-Gruppe mit der Swiss an den Tag legen, bieten genügend Gesprächsstoff für lange und kontrovers geführte Diskussionen.
Eine solche durfte ich mit Robert Berger, CEO BTA First Travel, Andreas Gisler, Head Travel Management bei Swiss Re und Gregor Koncilja, Head of Global Key Accounts & Business Sales Switzerland führen. In einer kurzen Einführung wies Koncilja darauf hin, dass die Swiss die Flugppreise über die letzten Jahre massiv gesenkt habe und brachte den Anwesenden die Hintergründe und die Systematik der neuen Tarifstruktur näher. Zudem bat er um Verständnis dafür, dass die Einführung aufgrund einer internen Systemumstellung mit einer extrem kurzen Vorlaufzeit für Partner und Kunden verbunden war. Die Distributon Cost Charge (DCC) von Fr. 16.– erklärte er mit der distributiven Freiheit, die Kanäle mit verschiedenen Preisen zu befüllen. In der anschliessenden Gesprächsrunde hielt Robert Berger fest, dass er der Fluggesellschaft durchaus zugestehe, eigene Modelle auf den Markt zu bringen, die auch nicht allen passen müssen. TMCs und Reisebüros müssten sich mit den Marktgegebenheiten auseinandersetzen und Ihre eigenen Modelle und Dienstleistungen entsprechend anpassen. Allerdings sind für ihn die GDSs als Buchungskanal immer noch gesetzt. Lösungen mit Farelogix und anderen Anbietern würden natürlich geprüft. Für eigene Entwicklungen sei man aber als BTA First doch eher zu klein.
Überhaupt nicht einverstanden mit dem Vorgehen der LH-Gruppe bei der Einführung der neuen Tarifstruktur und vorallem der DCC zeigte sich Andreas Gisler. Wenn sich die Zahlen der Swiss Re und anderen Kunden in die Richtung der Farbe der Swiss Bemalung ändern würden, müssten sich die Verantwortlichen bei Swiss und Lufthansa nicht wundern. Der viel kolportieren Aussage, dass der Markt solche Veränderungen wolle, könne er gar nichts abgewinnen. Partnerschaft sähe anders aus..Tatsächlich habe auch ich in den vielen Gesprächen mit Travel Managern erst einen einzigen getroffen, der dem Vorgehen der LH-Gruppe zumindest teilweise Verständnis entgegenbringt.
Die Herren haben sich auf der Bühne nicht weh getan. Die Positionen schienen aber klar bezogen. Und die nächsten Monate werden zeigen, wie sich die Branche auf die Gegebenheiten einstellt und, ob Kunden, die LH-Gruppe für die indirekte Preiserhöhung und die schwindende Transparenz abstrafen.
Breakout-Sessions zu Risiken einer Geschäftsreise
Von den beiden Breakout-Sessions lässt sich ja immer nur eine gleichzeitig besuchen. Beide Themen beschäftigen mich und meine TravelBrain-Kollegen gerade in aktuellen Kunden-Projekten. Und sowohl die Risiken für Reisende auf Geschäftsreisende wie auch die Risiken rund um die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen werden oft zu wenig aktiv angegangen. .
Mobile Workforce – klare Sicht statt Blindflug
Sind sich Firmen und Ihre Verantwortlichen bewusst, welche Risiken sie bei der Entsendung von Mitarbeitern in andere Länder ausgesetzt sind? Dabei geht es für einmal nicht um die klassischen Risiken wie Erdbeben, Vulkanausbrüche oder gar terroristische Anschläge. Nein, ganz trivial um Immigration, Steuern und Sozialversicherungen. Ein eher trockenes, aber vor allem unterschätztes Thema. Mit dem Auftrag, die Sicht etwas aufzuklaren und den Anwesenden einen ersten Einblick zu verschaffen, ist Martin Geber, Senior Manager Global Mobility Services, KPMG angetreten. Beim einen oder anderen der Anwesenden dürften die Alarmglocken geläutet haben. Nur wenige sind sich der Risiken, die schnell teuer werden können, wirklich bewusst. Eine Hilfe bei der Evaluation der Risiken und der Informationsbeschaffung bietet KPMG mit dem selber entwickelten Tool KPMG LINK Business Traveler. Noch mehr Informationen zu diesem wichtigen Thema gibt es bei KPMG unter Mobile Workforce Consulting
Duty of Care – was gilt es zwingend zu beachten?
Die zweite Breakout-Session zum Thema Risk Management und Duty of Care wurde von Aurore Chatard, Regional Security Director von International SOS und Pierre Y. Kupferschmid, Group Physical Security, Health & Saftey Director von Richemont bestritten. Anhand von Live-Beispielen bei Richemont wurde den Teilnehmern aufgezeigt, was unternommen wird um Risiken zu vermeiden oder zu minimieren. Und natürlich auch, wie im Krisenfall gemeinsam mit International SOS reagiert und die Betreuung und allenfalls Repatriierung von Mitarbeitenden umgesetzt wird.
Hier gibt es die Duty of Care Präsentation zum Download
Schlagwort End-to-End – die komplexe Daten-Integration
Das kam mir doch irgendwie bekannt vor! Schon vor einigen Jahren musste Bruno Guggenheim, Regional Sales Executive bei Concur am STMF wegen kurzfristigem Ausfall eines deutschen Kollegen in die Bresche springen. Beim letzten Mal war es ein Technik-Thema – dieses Mal ging es um End-to-End-Lösungen. Bruno Guggenheim zeigte auf, wie Concur das End-to-End Thema mit den eigenen Modulen Travel und Expense angeht und zudem mit TripLink und offenen Schnittstellen, externe Anbieter in den Prozess mit einzubeziehen.
Peter Tomes, Head of Provider & Corporate Solutions bei Amadeus nahm den Ball auf und erklärte, wie sich Amadeus mit iFAO Cytric und Cytric Expense, aber auch weiteren Partnern, der Herausforderung stellt. Das teilweise immer noch geltenede “Vom Bett bis zur Bahre – Formulare Formulare” soll nun doch endlich aus der Welt geschafft werden. Die Prozesse sollen vom Reiseantrag bis zur finalen Reise- und Spesenabrechnung digital und vorwiegend über mobile Geräte abgewickelt werden.
Moderiert von Beat Eichenberger wurde das Thema dann zusammen mit dem Experten Ludger Bals von NP4 die Thematik weiter diskutiert. Was ist schon möglich oder gar schon umgesetzt? Aber welcher Firmengrösse lohnt sich die Einführung von End-to-.End Prozessen? Und wo liegen die Einsparungsmöglichkeiten? Ein Thema das auf der Agenda für weitere Anlässe bleiben wird und nicht nur die Travel Manager in den Firmen beschäftigen wird.
Download “Concur – The Value of an End-to-End Travel and Expense Management Solution”
Sharing Economy – was taugen die “Disruptors” wirklich?
Und dann wehte plötzlich ein frischer Wind durch den Saal! Mit Rasoul Jalali, Geschäftsführer von Uber in der Schweiz betrat einer der jüngsten Teilnehmer am Anlass die Bühne. Und siehe da, es geht auch ganz ohne Anzug und Krawatte. Rasant und mit viel Herzblut erzählte Jalali über den Start und die Entwicklung von Uber in den letzten Monaten und liess auch die kritischen Bereiche (z.B. Verbot von UberPop in Deutschland, Sozialversicherungen in USA) nicht aus. Seine Kernaussage: “Uber ist für jedermann, zu jeder Zeit und immer zu einem guten Preis”. Und das würde mit “Uber for Business” insbesondere auch für Geschäftsreisende gelten. Anbindung an Concur und weitere Anbieter inklusive.
Etwas Tempo raus nahm dann Rolf Gehrig, Sales Manger von Mobility in der Schweiz, einem Sharing Economy Player der ersten Stunde. Hier werden zwar keine Privatautos geteilt oder zahlungswillige Mitfahrer aufgepickt, sondern Mobility Fahrzeuge an zahlreichen Standorten in der Schweiz zum temporären Gebrauch angeboten. Vom Angebot machen nicht nur Privatpersonen sondern auch unzählige Firmen Gebrauch. In der Zwischenzeit rüstet Mobility sogar ganze Firmenflotten mit der eigenen Technologie aus und ermöglicht damit, eine Optimierung der Fahrzeugnutzung und damit teilweise erhebliche Kosteneinsparungen. Es muss aber immer selber gefahren werden.
Mobility Business Carsharing Präsentation zum Download
Zusammen mit Beat Eichenberger und Stefan Jäggi nochmals für ein kurzes Abschlussfazit und einen Dank an die Mitwirkden auf die Bühne und dann hiess es: Speis und Trank beim Networking Lunch und Vorhang auf für die Verleihung der neu geschaffenen “Business Travel Awards.
Die ersten “Swiss Business Travel Awards”
Zum Abschluss des STMF verlieh das Magazin «Business Traveltip» erstmals die «Swiss Business Travel Awards».
Erfreulicherweise liess sich ein Grossteil der Teilnehmer, den von Claudia Lässer und Stefan Jäggi moderierte Teil nicht entgehen.
Die glücklichen Gewinner sind:
- Airlines Kurzstrecke: British Airways
- Airlines Langstrecke: Singapore Airlines
- Airports: Flughafen Zürich
- Hotelketten: Radisson Blu
- Mietwagenanbieter: Europcar
Weitere Bilder vom Anlass gibt es auf der Foto/Video Seite von Business Traveltip.
Auch wenn die Vorbereitung für den Anlass immer wieder richtig anstrengend ist, so macht es doch Spass das Team von Business Traveltip bei der Themenauswahl zu begleiten. Und natürlich auch, das eine oder andere Thema dann weiter zu vertiefen und auf die Bühne zu bringen. So ist TravelBrain sicher auch im nächsten Jahr mit dabei beim 11. Swiss Travel Management Forum am 15. September 2016. Ich freue mich darauf.
Adrian Matt für TravelBrain
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Business Traveltip