Der Anlass - 6. Schweizer Travel Management Forum am 7. September 2011

Nach dem interessanten Finass Business Travel Workshop vom Dienstag in Zürich ging es am Mittwoch gleich weiter mit dem 6. Schweizer Travel Management Forum in Mövenpick Hotel in Regensdorf. Die vom VDR, der Publikation Business TravelTip und BrainNet organisierte Veranstaltung ist der grösste Anlass hierzulande mit Fokus auf die Geschäftsreise und das Travel Management.

Credit Card Surcharge – die Argumentation der Swiss
Nach der Eröffnung durch Volker Huber vom VDR und dem Tagesmoderator Beat Eichenberger wurde Ruedi Schumacher, Managing Director Sales & Marketing Switzerland von den beiden für sein Keynote-Referat sozusagen in die Höhle des Löwen gestossen. Er hatte die undankbare Aufgabe den Anwesenden die Hinter- und Beweggründe für die Einführung der sogenannten OPC (Optional Payment Charge), einem Zuschlag für alle Zahlungen mit Kreditkarte bei der Swiss und der gesamten LH-Gruppe zu erläutern. Immer wieder interessant zu hören, wie eine einfache Preiserhöhung via “Un-Bundling” dem Publikum als letzter Rettungsanker und erst noch vom Markt gewünscht verkauft wird. Es treibt einem teilweise fast die Tränen ins Gesicht! Natürlich machte Schumacher auch auf die Möglichkeit aufmerksam, die Gebühren durch den Einsatz einer AirPlus Debit Card zu vermeiden. Die Schwester-Gesellschaft im Lufthansa-Konzern hatte nämlich nur Stunden nach der Ankündigung der neuen Fee ein passendes Produkt aus dem Ärmel gezaubert.

In der folgenden, von Beat Eichenberger moderierten Diskussion, wurde die Argumentation gleich auf den Prüfstand und von Michael Flück, Global Travel Manager von ABB und von Regina Widmer in Frage gestellt. Auf die Feststellung, dass es keine andere Branche gibt, die Ihre Produkte für den Verkauf in Einzelteile zerlegt und die Kosten separat ausweist, zuckten die Airline-Vertreter nur noch mit den Schultern. Dass aber Kreditkarten-Gebühren beim Verkauf an Private und nicht nur bei Flugtickets schon lange zum Geschäftsgebaren gehört, ist eine Tatsache. Nun trifft es hier zum ersten Mal auch die Firmen und Ihre Geschäftsreisenden. Bemängelt wurde von Flück auch, dass Termine für die Einführung und Prozesse nicht mit den Firmen abgestimmt würden. Dies führe in global aufgestellten Firmen zu erheblichem Mehraufwand. Auf die Pläne der Air Berlin für die Einführung einer ähnlichen Fee angesprochen, meinte Stefan Gutknecht “wenn sich nicht wirklich Widerstand regt – können Sie sich denken, was wir tun werden!”

Und übrigens: Die OPC ist gemäss Schumacher auch bei Grossfirmen nicht verhandelbar! Man darf auf erste anderslautende Informationen aus dem Markt gespannt sein.

Im Anschluss gab es noch einige spannende Statements zu Corporate Net Fares und Firmenverträgen der Swiss. Interessanterweise ist die Anzahl der von Swiss abgeschlossenen Verträge im letzten Jahr um rund 15% gestiegen. Trotzdem werden nur rund 10% der Geschäftsreisen über Corporate Fares gebucht. Dies weil die tagesaktuellen Preise scheinbar auch für den Business Traveler attraktiver werden. Beat Eichberger stellte dann noch die Frage in den Raum, ob das bedeute, dass Firmen einfach zu wenig geschickt verhandeln würden.

Bei der anschliessenden Kaffeepause wurde das Thema dann gleich noch weiter vertieft und viele Anwesende machten ihren Unmut über die immer neuen Gebühren und das unsägliche Aufsplitten der Flugtarife klar.

Smartphone Hype – und wo bleibt die Sicherheit?
Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr das Thema “Mobile Services” in die Agenda des Anlasses aufgenommen und nach dem Erfolg vom letzten Jahr durfte ich mit TravelBrain auch dieses Jahr das Format wieder mitgestalten. Nach dem mitreissenden Vortrag von Florian Wieser im vergangenen Jahr ging es dieses Mal darum, die Anwesenden wieder auf den Boden der Realität zurück zu holen und einige, nicht zu unterschätzende Sicherheitsthemen anzusprechen.

Diskutieren durfte ich diese Themen auf der Bühne mit:

Christian Rosenbaum, Manager Strategic Relations i:FAO
Iris Hoelzel, EMEA Lead Travel Agency & Corporate Card bei IBM
Jürgen Sting, Technical Solution Owner bei IBM

Bildquelle: VDR

Den Einstieg in den Talk fanden wir über die von Grossfirmen beim VDR geäusserten Bedürfnisse zu mobilen Diensleistungen und Apps und einem guten Ueberblick über den Stand der aktuellen Entwicklung des Reiseportals bei IBM. Die Anmerkung von Frau Hoelzel, dass die Anwendung relativ sicher sei, führte uns dann sehr schnell zum Hauptthema des Tages – die Sicherheit. An anschaulichen Beispielen (öffentliche WLAN’s, Apple iPhone, Google Maps, Auslesen von Kalendar und Kontaktdaten, gefälschte Absenderkennung, usw.), konnten wir die Anwesenden auf einige der Gefahren im Umgang mit den Smartphones und Tablets hinweisen. Christian Rosenbaum machte darauf aufmerksam, dass der VDR bereits an einer Checkliste arbeite, die neben dem Umgang mit den Applikationen auch sicherheitsrelevante Themen abdecke. Mit auf den Weg geben konnten wir den Teilnehmern, dass neben dem gesunden Menschenverstand, einer Sensibilisierung der Nutzer und eine Fokussierung im Unternehmen auf sicherheitsrelevante Themen notwendig ist.

Break-Out Sessions

Ganz spannend war nach dem Mittagessen die Session zum Thema “Strategisches Meeting Management”. Ein Bereich den hierzulande bisher nur wenige Unternehmen tatsächlich seriös an die Hand genommen haben. Anhand eines Beispiels von Actelion zeigten Holger Thiede von StarCite und Frau Claudia Ziegler von Conzieglio auf, was es für ein Projekt dieser Art braucht und welche Optimierungs- und Einsparungsmöglichkeiten sich den Firmen damit erschliessen.

In einem zweiten Raum wurde gleichzeitig die “Reisekostenabrechnung” auf den Prüfstand gestellt. Da ich mich leider, trotz tollen Themen nicht aufteilen konnte, habe ich hier nur am Rande mitbekommen, was von Monika Trestian, und ihrem Co-Referenten diskutiert wurde.

Die Geschäftsreisen-Strategie der SBB

Im Anschluss war die verbleibende Zeit ganz der Bahn, Ihren Plänen und Ihrer Strategie für den Geschäftsreisenmarkt gewidmet. Stefan Haas, Leiter Geschäftskunden Schweiz bei der SBB zeigte, was die aktuellen und erwarteten Herausforderungen der SBB in Bezug auf Passagierzahlen, Strecken und Rollmaterial sind. Die angestellten Preisvergleiche mit dem Generalabonnement, Kilometer- und Parkplatzkosten waren dann ebenfalls ganz eindrücklich.

Zum Anschlussgespräch mit Stefan Haas auf der Bühne waren danach unter der Leitung von Peter Schmid Robert Berger, Managing Director Switzerland BCD, Christoph G. Kamber, Wirtschaftsfachmann und Rolf Nardo, Head of Customer Satisfaction & Quality Assurance bei Alcatel-Lucent Schweiz geladen. Als bekennender SBB-Fan erklärte Nardo dem Publikum, wie Alcatel-Lucent die eigene Belegschaft und sogar den Aussendienst dazu gebracht hat, voll auf den Transport mit dem Öffentlichen Verkehr zu setzen. Von Robert Berger auf die mangelhafte Unterstützung der Reisebüros angesprochen, versprach Haas Besserung. Neue Tools (hoffentlich auch saubere Schnittstellen) sollen die angeschlagene Beziehung wieder auffrischen. Mal sehen, was da in den nächsten Wochen kommt. Scheinbar wurden mit den TMCs schon erste Gespräche geführt.

Zusammenfassung & Verabschiedung
Die drei Organisatoren des Anlasses, Volker Huber (VDR), Beat Eichenberger (business traveltip) und Peter Schmid (BrainNet) stellten sich dann noch auf die Bühne um das Gesehene nochmals kurz Revue passieren zu lassen, die Highlights herauszuheben, sich bei den Referenten und Besuchern zu bedanken und natürlich, alle noch für den folgenden Networking-Apéro herzlich einzuladen.

TravelBrain-Fazit
Wieder ein ganz gelungener Anlass mit vielen interessanten Themen, die Futter für weiterführende Diskussionen und Meetings bieten. Für TravelBrain immer eine gute Gelegenheit den Puls in der Branche zu fühlen und interessante Gespräche mit aktuellen und potentiellen Kunden zu führen. Nicht verändert hat sich der Mix zwischen anwesenden Travel Managern und Supplieren. Hier gibt es noch Einiges zu tun um die Veranstaltung noch breiter beim heimischen Travel Management abzustützen. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob die “kleine” Schweiz gross genug ist für konkurrenzierende Veranstaltungen vom VDR, der ACTE, dem Travel Industry Club und den Kundenanlässen der hiesigen TMCs. Raum für Gedankenspiele!?

Für TravelBrain hat es gepasst und wir sind im nächsten Jahr wieder mit dabei.

Adrian Matt für TravelBrain