Ein beängstigendes Schauspiel, dass sich um ca. 15:13 auf meinem Bildschirm, und auf Millionen anderer weltweit abgespielt hat. Twitter nicht erreichbar, Facebook “spinnt”… Für einen Moment hat es sich angefühlt wie wenn zu Hause bei einem Sturm der Strom ausfällt. In diesem Falle jedoch gab es überhaupt keine Anzeichen darauf: draußen der schönste Sonnenschein und sommerliche Hitze. Was war passiert?
Wenige Minuten später waren in den USA schon die ersten Kurznachrichten verfügbar: „Denial of Service Attacks“ bei Twitter, Facebook und LiveJournal. Also ein Hacker-Angriff! Dieser hat vor allem den Twitter-Dienst, der nicht erst seit gestern mit einer wackeligen Performance seiner Microblogging-Plattform zu kämpfen hat, betroffen. 3 Stunden Auszeit in den USA, Europa und Südafrika.
Heute morgen waren dann die ersten Nachrichten über mögliche Ursachen bekannt. Wer nun ein paar Jungs aus der Nachbarschaft erwartete, die aus Spaß Facebook hacken, liegt falsch.
Das Ganze wurde durch die Verwicklung der Social Networks im Kaukasus Konflikt von 2008 und der Krise zwischen Russland und Georgien ausgelöst. Gezielt hat man versucht, einen georgischen Blogger namens cyxymu mundtot zu machen. Gemäss den Aussagen von Max Kelly, Sicherheitsbeauftragter bei Facebook, gegenüber cnet: hat dies zum ersten simultanen Hackerangriff auf die populärsten Social Media-Seiten geführt.
Aus den Geschehnissen ergeben sich meiner Meinung nach, zwei grundsätzliche Erkenntnisse, welche eine gründlichen Überlegung und Analyse bedürfen.
Die Erste: ein politischer und kriegerischer Konflikt zwischen zwei Ländern wirkt tief nicht nur auf die betroffenen Menschen, sondern auch auf alle Menschen weltweit, die tagtäglich Twitter, Facebook etc. nutzen (über 600 Millionen!). Und wir wissen wie wichtig Kommunikation ist. Ein analoges Beispiel liefert die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern im Gaza-Streifen. In Italien gab es außer Sky24 kein politisch unvoreingenommenes Massenmedium. Es waren die Menschen vor Ort, die das ganze am eigenen Leib erlebten und ihr Erfahrung über Blogs, Forums und Social Networks mitteilten. Selbe Geschichte für das Erdbeben in den Abruzzen, wo die offiziellen Quellen ein Bild des Wiederaufbaus darstellen wollen, jedoch die Menschen vor Ort von einer ganz anderen Situation berichten (oder glaubt hier jemand was Silvio Berlusconi zur aktuellen Lage kundtut?).
Die Zweite: eben weil Social Media so wichtig für unsere Kommunikation geworden sind, werden sie auch immer mehr von Unternehmen genutzt, um über diese “neuen” Kommunikationskanäle mit dem Markt und mit potentiellen Kunden in Kontakt zu treten. Jedoch im Prinzip sind eben diese Kanäle unzuverlässig. Als Twitter sich verabschiedete, hatte ich gerade eine Buzz Marketing Kampagne (also eine Mund zu Mund Propaganda) gestartet. Mein Fehler: ich hatte ausschließlich auf Twitter und Facebook gesetzt, statt vielleicht auch gleichzeitig via Friendfeed zu publizieren. Auf jeden Fall, das starke Gefühl von Orientierungslosigkeit ohne Twitter und ohne Facebook hat mir ganz klar gezeigt, dass ich unbedingt Urlaub brauche. Wenn möglich irgendwo wo es keinen Empfang gibt, kein Internet, keine Computer.
Michele Aggiato für TravelBrain
Hallo TravelBrain Team. Ich kann dem Fazit nur zustimmen: so nett die social networks auch sind und so wichtig sie auch für unser tögliches Leben geworden sind (egal ob business oder privat), man muss auch mal abschalten können. Das gibt dann auch Zeit, sich neu zu orientieren und sich zu fragen, ob die social networks das leisten können, was man derzeit von Ihnen erwartet.
Viele Grüße aus Hannover
Marko Strobach