In der vergangenen Woche war ganz schön etwas los. Beim bereits 12. Swiss Travel Management Forum im Sheraton in Zürich durfte ich einmal mehr bei der Zusammenstellung des Contents behilflich sein. Und zwei Tage davor hatten wir mit expenseBrain und Kollege Michael Zwickl einen Auftritt am Finass Business Travel Workshop im World Trade Center in Zürich. Aber es ist natürlich immer wieder spannend, an diesen Anlässen so viele Kollegen aus dem Travel Management und der Anbieterseite zu treffen. Zum zweiten Mal wurde dieses Jahr der Anlass von Business Traveltip und dem Patronat vom VDR von Stefan Jäggi und Willy Schnyder moderiert – und sie haben es richtig gut gemacht!
Networking und Opening Lunch am Swiss Travel Management Forum
Es scheint sich langsam einzubürgern, dass die Business Travel Anlässe mit einem Lunch «for Corporates only» starten, wo sich die Teilnehmenden unter Ausschluss der Öffentlichkeit austauschen können. Als Gastreferent für diesen ersten Teil konnte Werner E. Wiedmer, Chairman Visit USA Committee Schweiz verpflichtet werden. Er sprach über die Einreiseverfahren für Geschäftsreisende und erwähnte, dass in der Regel ein ESTA genüge. Interessanterweise würden sich die Anzahl Einreisen, nicht wie erwartet bei der Wahl eines neuen Präsidenten verändern, sondern sich analog dem Wechselkurs bewegen. Na ja, da werden die aktuellsten Zahlen vielleicht eine andere Sprache sprechen.
Den offiziellen Teil der Veranstaltung eröffnete dann Stefan Jäggi, Chefredaktor Business Traveltip mit der Begrüssung der Teilnehmer und einer kurzen Vorstellung des Tagungsprogrammes. Auch Hans-Ingo Biehl als Vertreter des VDR (Verband Deutsches Reisemanagement) liess es sich nicht nehmen, die Anwesenden persönlich zu begrüssen, auf die Geschichte des Swiss Travel Management Forums zurückzublicken und auf die wichtigsten Themen hinzuweisen, welche die Branche aktuell bewegen.
Wohin steuert der Hoteleinkauf in Zukunft
Der strategische Hoteleinkauf und generell die firmeneigenen Hotelprogramme scheinen bei den Unternehmen und den Travel Management Companies in diesem Jahr in der Prioritätenliste weit nach oben gerutscht zu sein. Und wer könnte besser zu diesem Thema Auskunft geben als Tobias Ragge, der CEO von HRS. In seinem Keynote Referat zeigte er auf, welche Hürden es zu überspringen gilt, womit sich Firmen immer wieder (teilweise unnötig) in langwierigen Prozessen aufreiben aber auch, das Content für HRS heute nicht mehr das wichtigste Merkmal ist. Auch hier geht es heute vielmehr um Daten und Prozesse und eine Optimierung und Automatisierung der Verhandlungsphase mit den Ketten- und Individualhotels. Den Teilnehmern empfahl Ragge den Einkauf für Hotels zu professionalisieren und am besten in die Hände von externen Dienstleistern zu legen.
NDC, DCC, Direct Connect – wie kauft man morgen Flugtickets ein?
Mit einer Premiere konnte der Anlass bei dieser Session aufwarten. Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des STMF wurden eine Präsentation und die folgende Podiumsdiskussion in Englisch abgehalten. Die Ehre dieser ersten englischsprachigen Keynote kam Xavier Lagardère zu, dem Head of Distribution Lufthansa Group Hub Airlines. Er zeigte auf, wo die Lufthansa Gruppe beim Thema NDC steht, mit welchen Partnern bereits Lösungen entwickelt worden sind, und natürlich auch, welche Ziele (bessere Angebotspräsentation, kundenspezifische Angebote, standardisierte Anbindung usw.) die Airlines der Lufthansa-Gruppe verfolgen. Alles vom Markt gefordert und zum Wohle des Kunden!
Diese Aussage zweifelte in der folgenden Gesprächsrunde aber Anita Lauper, die Global Travel Managerin der Bank Julius Bär ganz offen an. Die Lufthansa Gruppe und neu auch die British Airways mit Ihren Partnerunternehmen würden die Unternehmen und Ihre Geschäftsreisenden mit Ihrem Geschäftsgebaren und der Verteuerung der eingespielten Kanäle klar diskriminieren! Im Publikum rund um mich herum war man sich nicht ganz sicher, ob man denn jetzt applaudieren sollte ob der klaren Worte. Lagardère wollte das natürlich nicht gelten lassen und hinterfragte, ob man die heutigen Prozesse nicht einfach einmal einer kritischen Prüfung unterziehen und vielleicht anpassen sollte.
Alexander Albert (Director Business Management Deutschland & Schweiz HRG) meinte darauf, dass die erhöhte Komplexität und die Notwendigkeit immer mehr Kanäle abzudecken ein Pluspunkt für die Zusammenarbeit mit einer Travel Management Company seien. Genau das sei eine Stärke, auf die man weiterhin zählen sollte. Als GDS Vertreter fügte Philip Saunders, Vice President Air Commerce EMEA Travelport hinzu, dass hier auch die Angebote der GDS, insbesondere Travelport, keineswegs veraltet sind, sondern heute schon alle Möglichkeiten bieten um die Ansprüche der Airlines hervorragend abzudecken. Man werde auch zukünftig den Reisebüros und TMCs eine Plattform mit grösstmöglichem Angebot bieten. Trotz angeregtem Schlagabtausch reichte man sich am Ende ganz friedlich die Hände.
Breakout Session: End-to-End: Alles voll integriert
Was hat eine Kreuzung in Äthiopien mit Business Travel zu tun und warum versteht unter einem End-to-End Prozess bei Geschäftsreisen jeder etwas anderes. Diese und viele andere Aspekte nahm Christian Rosenbaum in seiner Hochgeschwindigkeitspräsentation auf. Für diese Menge an Informationen brauchen andere einen halben Tag. Kollege Rosenbaum weiss als Manager Strategic Relations bei der i:FAO Group und Mitglied des Fachauschuss Technik beim VDR natürlich, wovon er spricht. Hervorragend gemacht, eloquent vorgetragen, schlüssig verknüpft und eine Menge Fragen beantwortet! Aber auch neue aufgeworfen: wo soll beim Prozess angesetzt werden, welche Probleme möchte ich damit in der Firma lösen, welche Systeme kommen überhaupt in Frage und wer kann die Firma dabei unterstützen. Sozusagen eine Steilvorlage für travelBrain und expenseBrain – mit unseren zwei Unternehmen unterstützen wir Firmen unter anderem bei diesen Themen.
Breakout Session: Sharing Economy bei der Geschäftsreise: Risiken und Rechtliches
Zur zweiten Breakout-Session mit Prof. Dr. Tobias Ehlen vom Fachbereich Touristik und Verkehrswesen an der Fachhochschule in Worms zu Recht und Risiken bei der Buchung von Sharing Economy Dienstleistungen kann ich leider nichts sagen. Konnte ja nicht gleichzeitig in beiden Räumen mit von der Partie sein. Eine wichtige Aussage war, dass Travel Manager noch vorsichtig sein sollten bei der Integration von Dienstleistern wie AirBnB und Uber. Noch gebe es in vielen Ländern rechtliche Unsicherheiten und die Unternehmen stünden mit ihrer Fürsorgepflicht in der Verantwortung, wenn es zu Problemen kommen sollte. Einige weitere Infos zu Aussagen von Prof. Dr. Ehlen gibt es bei den Kollegen von gloobi.de.
Künstliche Intelligenz auf Geschäftsreise
Normalerweise fällt es ja nach der Kaffepause immer ein bisschen schwer, die Anwesenden wieder einzufangen und für das nächste Thema zu begeistern. Gar kein Problem hatte damit aber Oliver Puhe, touristischer Trendforscher und Innovationscoach mit seiner multimedialen Zukunftsreise. Was viele von uns noch als Spinnerei abtun, ist an verschiedenen Stellen schon umgesetzt oder wird zumindest ganz heftig getestet. Von Big Data und Chatbots möge heute ja schon keiner mehr reden. Jetzt geht es um Smart Data und Predictive Analysis, Machine Learning, Deep Learning, Speech Recognition und Natural Speech Translation.
An Beispielen mangelt es nicht – klickt Euch bei Gelegenheit mal durch die folgenden Firmen und deren Ideen und Produkte
- Waverly Labs – a World without Language Barriers
- Boxever – every Moment counts. Make every Interaction smarter
- Fraugster – a Fraud free World
Das sind nur einige der Beispiele, die Puhe während seiner Präsentation erwähnt hat. Aber auf jeden Fall schon super interessant, was da noch alles auf uns zu kommt. Mit Lola und Pana gibt es ja auch schon Anbieter im Bereich Business Travel, die sich das eine oder andere AI Thema schon angeschnallt haben.
«Keine Sorge, wir werden nicht durch Maschinen ersetzt – zumindest noch nicht unsere Generation.» Oliver Puhe
Weiter dazu diskutierten im Anschluss zusammen mit Puhe Gabriel Peter, Head of Travel Management Actelion, Verena Funke, Geschäftsführerin Deutschland Egencia, und Stefan Stille, Manager Security & Technology Consulting Concur. Während sich die Anbieter von den Möglichkeiten von Artificial Intelligence begeistert zeigten, nahm Gabriel Peter eine durchaus kritische Rolle ein und fragte, ob denn alles was technisch möglich sei auch Sinn mache. In einer eher konservativen Branche sehe sie noch nicht, dass man für diese neuen Features bereit sei.
Auch die TMCs befasse sich intensiv mit den neuen Möglichkeiten. Am ACTE-Anlass in Zürich im vergangenen Mai haben wir deren Sicht der Dinge und den Entwicklungsstand ausgeleuchtet. Bei travelBrain halten wir natürlich immer ein Auge darauf, und bei entsprechender Relevanz nehmen wir das auch mit unseren Kunden auf.
Networking Cocktail und Verleihung der Swiss Business Travel Awards
Obwohl der Vortrag von Oliver Puhe schon genug Futter für Diskussionen gab, luden Stefan Jäggi und Willy Schnyder die Teilnehmer noch zum abschliessenden Networking Cocktail und die darauf folgende Verleihung der Swiss Business Travel Awards ein. Wir haben die Gelegenheit gerne genutzt um noch einige interessante Gespräche zu führen und das eine oder andere Thema weiter zu vertiefen. Gerne stehen wir auch nach dem Anlass zur Verfügung um bei Bedarf die Diskussionen weiterzuführen und Themen zu vertiefen.
Die Business Travel Awards von Business Traveltip wurden in diesem Jahr um die Kategorie Apps angereichert und zum ersten Mal wurden die Preise von Vertretern der Sponsoren Finass Reisen und Swisscard übergeben. Moderiert wurde dieser Teil des Anlasses von Claudia Lässer und Stefan Jäggi.
Bei den Gewinnern der Awards gab es keine grossen Überraschungen. Die Preise wurden vergeben an Swiss, Singapore Airlines, den Flughafen Zürich, die Hotelkette Radisson Blu und den Mietwagenanbieter Sixt. Den Preis für die beste App durfte Tripadvisor für sich beanspruchen.
Selbstverständlich werden wir auch bei der nächsten Durchführung des Swiss Travel Management Forums am 6. September 2018 wieder unsere Hände mit im Spiel haben. Ideen für Themen haben wir schon, nehmen aber natürlich gerne jederzeit auch Vorschläge entgegen. Also nur her damit. Wir freuen uns schon darauf.
Ach, übrigens – wie hat Euch der Anlass gefallen?
Adrian Matt für travelBrain
Bilder: mit freundlicher Genehmigung von Business Traveltip und Armin Grässl und einige von mir selbst