Frisch aus Kopenhagen zurück mit einem spannenden Thema für meine Rubrik Social Media for Business: warum sollten PR-Agenturen und Marketing-Abteilung mit Travel Blogger zusammenarbeiten?
Die Antwort auf diese Frage haben mir anlässlich des Travel Blog Exchange bereits einige Blogger (und PR-Profis) aus den USA gegeben. Dort geht diese Zusammenarbeit sogar schon so weit, dass an den Studienreisen erst gar nicht mehr Reisebüro-Mitarbeiter teilnehmen, sondern ausschließlich Travel Blogger.
Johnny E. Di Scala alias Johnny Jet, einer der ersten und inzwischen populärsten Reiseblogger der USA ist mit seinen über 200 Pressetrips das lebende Beispiel. Und unter Pressetrips versteht sich z.B. die Reise mit dem Papst nach Israel!
Ein weiteres Beispiel brachte Ella Marshall und ihre Arbeit als Blogger für Finnair. Sie reist mit Finnair um die Welt und schreibt über den Flug, das Essen an Bord, über die Flughäfen, über die Hotels in denen sie schläft und über das Reiseziel selbst. Mit dem Motto Rethink Quality überzeugt sie so Leser und potentielle Kunden, dass Finnair nicht irgendeine Airline ist, sondern ein Unternehmen, dass mit Herz bei der Sache ist. Unwichtig?
Nehmen wir einfach mal rein hypothetisch an, dass Sie ab Zürich zum selben Preis zu Ihrem Reiseziel mit der Swiss odermit der Swissair fliegen könnten. Für welche Airline würden Sie sich entscheiden?
Faszinierend waren die Unterschiede zwischen den anwesenden Europäern und Amerikanern. Ein PR-Profi aus Österreich erhob den Einwand, dass es schwierig sei, europäische Kunden dazu zu überreden, zu einem Pressetrip Blogger statt Journalisten einzuladen. Darauf empfahl May Lilley (International Public Relations Coordinator bei Vail Resorts) die Entscheidung ausschließlich im Bezug auf die Zielsetzung zu treffen: mit Journalisten liegt das Ergebnis in veröffentlichten Artikeln bei eins bis zwei, bei Blogger bei 30 – 40 Artikeln. So May:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Kunden etwas dagegen haben, wenn der Pressekit aus 40 statt aus 2 Seiten besteht.
Ob diese Ertragsquote auch in Europa möglich ist, würde ich vorerst offen lassen. Ich habe bereits festgestellt, dass es Unterschiede unter den EU-Ländern gibt, die maßgeblich das Ergebnis beeinflussen könnten. Zum Beispiel gibt es in Italien fast 40.000 Reiseblogs. In Deutschland ist die Rubrik “Reisen” im Blogverzeichnis erst gar nicht aufgeführt. (Quelle: Wikio.it / Wikio.de)
Und nach welchen Kriterien suchen die PR-Agenturen die Blogger aus? Diese Frage hätte eine eigene Diskussionsrunde verdient! Die Besucherzahlen sind meiner Meinung nach nicht aussagekräftig genug. Repräsentativer wären da der Trust (Vertrauen) und die Popularity (Bekanntheitsgrad) eines Bloggers oder Blogs innerhalb seiner Web-Community. Für den Twitter-Account können diese und noch andere Werte gemessen werden. Hier ein Beispiel.
Falls diese Entwicklung auch in Europa Einzug halten wird, werden sich die Reisebüro-Mitarbeiter entweder einen eigenen Blog anlegen müssen oder sie werden erst gar nicht an Studienreisen teilnehmen dürfen.
Was haltet Ihr davon?
Michele Aggiato für TravelBrain
Hier ein ganz frisches Beispiel von Graubünden Tourismus. Das Erlebnis als Motor der Konversation im Web wurde ganz gezielt mit einer Traumjob-Kampagne umgesetzt. Hier spielt auch die Idee selber eine wichtige Rolle, da sich gleichermaßen zum Gesprächsthema wird.
Ciao Michele
Vielen Dank für Deinen Beitrag hier im Blog. Auch Swiss hat in den letzten Jahren einige Male den Versuch unternommen mit bloggenden Travel Agents in diesem Segment etwas zu unternehmen. Die Beiträge waren dann auch lustig und informativ aber ich glaube nicht, dass damit viel Aufmerksamkeit geweckt wurde. Ich denke, auch Swiss würde das heute anders angehen.
Gruss aus Dietikon
Das denke ich auch. Heute existieren viel mehr Beispiel und einfach ein groesserer Erfahrungsschatz. Jedoch ist jedes Unternehmen anders und benötigt vorher eine genau Analyse der Möglichkeiten, die sich mit einer Social Media Strategie anbieten. Eine krasse Situation habe ich in Rom erlebt, wo das Unternehmen seit Jahren schlechten Customer Service und eine schlechte Zahlungsmoral gegenüber den Suppliers hatte. Als die Social Media Profile aufgemacht wurden, waren praktisch die Türen offen, um den existierenden Unmut seitens Kundschaft und Lieferanten freien Lauf zu geben. Wie man schön sagt: Schuss nach hinten raus.